Vor beinahe siebzehn Jahren bist Du auf die Welt gekommen. Kurz nach Deiner Geburt schon konnten wir Dich streicheln und wenig später mit Dir spielen. Mit gut acht Wochen begann dann der Welpenkurs und fast zeitgleich bist Du in unser Haus umgezogen. Nach dem Welpenkurs besuchten wir auch den Junghundekurs und schon da warst Du ein kleiner Streber. Aber auch Spaziergänge und Wanderungen hattest Du sehr gerne.
Am 15. März 2009 wurde Kuno geboren und schon beim Spielen mit dem jungen Welpen zeigte sich, dass Ihr beiden ein Leben lang ein verschworenes Team sein werdet.
Im Frühjahr 2009 hatte ich meinen letzten Arbeitstag und so hatten wir immer mehr Zeit, miteinander die Freizeit zu teilen. Als im Mai 2010 noch unser Reisekasten vor dem Haus stand und wir viele Länder in Europa besuchten, entdeckten wir Deine Leidenschaft für Strand, Wasser und das Meer. Über den Sand rennen und Kongs aus dem Wasser apportieren machte Dir einen riesigen Spass und auch Wellen hielten Dich nicht davon ab, mit grossen Galoppsprüngen ins Meer zu rennen. Obwohl Du das Fahren nie so gerne gemocht hattest, hattest Du immer Freude an den vielen Orten, die wir mit dem Camper erreicht hatten.
Beim Agility hatten wir keine Gelegenheit, einen Einführungskurs zu besuchen und so ging es grad in medias res. Wir besuchten zusammen Kurse hier an Wochenend-Seminaren und in Oberammergau ganze Wochen-Seminare. Wir waren eine zeitlang recht erfolgreich und nach LA/L1 stiegen wir dann auch in‘s L2 auf – dort war allerdings Deine und meine Limite erreicht – Du warst halt für die hohen L2-Sprünge schon ein kleines Hündchen. Zum Glück konnten wir mit Christine die Einführung ins Hoopers erleben und dann in Seminaren in Oberammergau vertiefen. Wunderbare Erlebnisse bei lieben Ausbilder:innen. Wettkampf wollten wir uns nicht mehr antun – es sollte ein Spass und eine Freude für uns beide sein.
Als Du neun Jahre alt warst und ich Deinen Bauch streichelte, meinten wir einen Zeckenbiss zu erkennen – leider war es ein Mammatumor. Bei der Untersuchung wurden wir nach Pfungen überwiesen und dort wurde festgestellt, dass Du dazu auch noch eine kritische Veränderung an der Leber hattest, welche aber gut operiert werden konnte. Das Team von Pfungen hat uns somit mehr als sieben Jahre weiteres Zusammensein ermöglicht.
Beim Reisen merkte man, dass wir und Du nicht jünger wurden und es war letztes Jahr nicht das erste Mal, dass wir sagten: „Moira möchte sicher gerne ans Meer – irgendwann wird es das letzte Mal sein“. Kurz nachdem wir in Port-Saint-Louis-du-Rhône und Saintes-Maries-de-la-Mer noch zweimal am Meer waren, bist Du unsicher gelaufen und hattest eine Schwellung am Kopf. Als Du einfach so gestürzt bist, sind wir in zwei grossen Etappen in die Schweiz zurück gereist: Vestibularsyndrom und ein Abszess.
Die Genesung vom Vestibularsyndrom war schnell und ohne Nachwehen – der Abszess war ohne stark belastenden Eingriff schwierig unter Kontrolle zu bringen. Aber – Du und wir waren geduldig – Du und wir besuchten anfänglich zweimal die Woche die Tierarztpraxis – Du hast immer geduldig die medizinische Behandlung über Dich ergehen lassen und nach Wochen hat sich das grosse Loch in Deiner Kopfhaut wieder geschlossen. Mit Bangen haben wir die Antibiotika abgesetzt und siehe da: der Abszess kam nicht wieder.
Deine Spielfreude kam zurück, Du wolltest auf Spaziergängen wieder alles erkunden und mit Sonnenbrille hast Du auch das grelle Sommerlicht gut ertragen. Im letzten Herbst durften wir nochmals mit Dir im Wohnmobil eine wunderbare Reise zu den Kranichen unternehmen.
Letzten Donnerstag warst Du noch dem Alter und den Gebresten entsprechend wohlauf und hast den täglichen grösseren Spaziergang genossen und immer noch interessiert die Spuren der anderen Hunde geschnuppert. Am Freitag begann dann eine rapide Verschlechterung – Du wirktest immer apathischer und müder. Am Sonntag entschlossen wir uns, Dich zu Deiner letzten grossen Reise zu begleiten.
Ein grosses Hundeherz hat aufgehört zu schlagen…
Ein Stück von unserem Weg mit Dir zu gehen, war eine grosse Ehre und eine wunderbare Erfahrung, die uns zuteil wurde.
(Photo: Ceannabeinne Beach, Scotland, 2017)